Meditation ist ein Oberbegriff für eine Vielfalt an mentalen Techniken, die den Übenden Ruhe, Entspannung, Gelassenheit, Glückserfahrungen, Klarheit des Geistes, Überwindung von Leid und Schmerz, Vergebung, Loslassen, aber auch Empathie, Einfühlung und Mitgefühl vermitteln soll.
Meditation kann eingebettet sein in religiös-spirituellen Glaubenssystemen verschiedenster Art, kann aber auch rein a-religiös und psychologisch ausgerichtet betrieben werden.
Welche Beziehungen bestehen zwischen Hochsensibilität und Meditation?
Intuitiv ist sicherlich eine enge Beziehung zu vermuten, aber entspricht dies auch der Lebensrealität hochsensibler Menschen?
Durch den Test zur Erfassung von Hochsensibilität (HSP-Test) lässt sich diese Frage nunmehr auf der Grundlage einer klaren empirischen Datenbasis beantworten und die Antwort wird in diesem Artikel gegeben.
Methodisches Vorgehen
Bis zum heutigen Tag (10.09.2017) haben 8484 Menschen den Hochsensibilitäts-Test ausgefüllt. Jeden Tag kommen weitere Menschen hinzu. Alle Teilnehmenden haben sich dazu geäußert, wie wichtig ihnen regelmäßig durchgeführt Meditation ist, wobei eine fünfstufige Skala zugrundegelegt wurde (starke Ablehnung, Ablehnung, weder noch, Zustimmung, starke Zustimmung). Außerdem haben die Teilnehmenden ihre eigene Hochsensibilität eingeschätzt (nicht hochsensible, teilweise hochsensibel, hochsensibel) und die Fragen zum Hochsensibilitäts-Test beantwortet.
Es ergaben sich folgende Ergebnisse:
- Zwischen der selbsteingeschätzten Hochsensibilität und der Praktizierung von Meditation ergab sich eine signifikante Korrelation von r=0,233. Dies bedeutet, dass Menschen, die sich selbst für hochsensibel halten, mehr Wert legen auf Meditation als Menschen, die sich nicht für hochsensibel halten. Allerdings ist die Stärke dieses Zusammenhanges nur schwach bis höchstens moderat.
- Zwischen dem Ergebnis im HSP-Test und der Bedeutsamkeit der Meditation ergab sich ein wesentlich stärkerer signifikanter Zusammenhang von r=0,451. Je höher der Punktewert im Hochsensibilitäts-Test, desto wichtiger ist also Menschen Meditation.
- Zwischen Meditation und Belastung durch Hochsensibilität im Alltag ergab sich eine signifikante, negative Korrelation von r=-,134. Dies bedeutet, dass Hochsensible, die meditieren, eine geringere Belastung schildern als Hochsensible, die nicht meditieren. Allerdings ist dieser Effekt insgesamt nur schwach ausgeprägt. Dennoch kann Meditation als ein Mosaiksteinchen zum Abbau möglicher negativer Auswirkungen von Hochsensibilität im Alltag verstanden werden.
Was können wir hieraus schließen?
Die Ergebnisse bestätigen die ohnehin sehr nahe liegende Vermutung, dass eine natürliche Affinität zwischen Hochsensibilität und Meditation besteht. Hochsensible Menschen praktizieren häufiger meditative Praktiken. Dies hängt sicherlich mit ihrer höheren Wahrnehmungssensitivität, aber auch mit ihrem erhöhten Bedürfnis nach Ruhe und einer schnelleren Reizüberlastung hochsensibler Menschen zusammen.
Interessanterweise wird der Effekt sehr viel deutlicher, wenn die Ergebnisse des HSP-Tests zugrundelegt werden, als wenn die direkte Selbsteinschätzung der eigenen Hochsensibilität betrachtet wird. Wie lässt sich dies erklären? Nach meiner Einschätzung liegt es daran, dass der HSP-Test Hochsensibilität wesentlicher zuverlässiger erfassen kann als die direkte Selbsteinschätzung. Die direkte Selbsteinschätzung ist zwar mehrheitlich wohl durchaus richtig, aber aufgrund unterschiedlicher Konzepte, Missverständnisse und auch Defizite in der Selbstbeurteilung ist die direkte Selbsteinschätzung fehleranfälliger als der HSP-Test. Auch der HSP-Test beruht auf Selbsteinschätzungen. Aber es fällt Menschen in der Regel sehr viel leichter, sich selbst bezüglich ganz spezifischer Erlebnisweisen oder Verhaltensweisen einzuschätzen, als ein Globalurteil über die eigene Person zu fällen.
Die Ergebnisse legen es auch nahe, dass Meditation helfen kann, einige mögliche belastende Auswirkungen von Hochsensibilität im Alltag zu mindern – auch wenn es sich nicht um den Stein der Weisen handelt, der für alle Menschen alle Probleme beseitigt, wie manchmal in der Populärliteratur behauptet wird.
Kurz zusammengefasst, weisen Hochsensibilität und Meditation eine enge Beziehung auf und die Praktizierung von Meditation kann für hochsensible Menschen offenbar hilfreich sein.
Hallo Guido,
tatsächlich beschäftige ich mich gerade sehr mit Meditation und Spiritualität.
Ich würde wirklich sehr gerne meditieren aber ich habe nun mehrfach die Erfahrung gemacht, dass ich durch die Meditation emotional gesehen labiler bin als ohne.
Entweder ich praktiziere das nicht richtig oder aber meine eh schon sehr stark ausgeprägten, intuitiven und emotionalen Antennen werden noch mehr geschärft. Ich öffne meinen Geist für noch mehr Eindrücke und bin dadurch noch aufmerksamer als vorher.
Worin ich sehr gute Erfahrungen gemacht habe, ist ein Raum der absoluten Stille. Meist nur in einem Kirchengebäude möglich. Keine Geräusche, nur gedämpft durch die dicken Mauern. Dann komme ich zu mir und zur Ruhe und kann mich fallen lassen. Das rührt mich jedes mal zu tränen.
Danke und LG Astrid
Wenn du durch meditative Praktiken eher labil wirst, sind Sie für dich offenbar nicht hilfreich, wobei der temporäre Aufenthalt an einem stillen Ort ja etwas ähnliches ist.
Hallo Guido,
ich danke Ihnen;
für Ihre Plattform und für Ihre interessanten Studien.
Leben Sie eigentlich selbst in einer glücklichen Beziehung?
Ich hoffe, meine Direktheit ist nicht zu übergriffig.
Mit freundlichen und lieben grüßen
Michaela
ja 🙂