Welche Rolle spielen mögliche Traumatisierungen in der Kindheit für die Entwicklung einer Hochsensibilität? Ist Hochsensibilität möglicherweise gar in Wirklichkeit nichts anderes als eine Schädigung aufgrund negativer Kindheitserlebnisse, wie psychischer Missbrauch, körperliche Misshandlung oder sexueller Missbrauch? Oder ist Hochsensibilität eine Folge eines Mangels an Stabilität, Förderung und Glück in der Kindheit?
Untersuchung mit dem HSP-Test
Diese Fragen lassen sich aufgrund einer neuerlichen Erhebung mit dem Hochsensibilitäts-Test (HSP-Test) nun mit hoher Eindeutigkeit beantworten. Nach Bearbeitung des Tests wurden nämlich 1182 weibliche Teilnehmerinnen und 330 männliche Teilnehmer über ihre Kindheit befragt. Spezifisch wurden sie gefragt nach psychischer Gewalt, körperlicher Gewalt, sexueller Gewalt, erlebter Förderung, Stabilität und Kindheitsglück. So ließ sich danach mithilfe von Korrelationen* berechnen, ob es einen Zusammenhang zwischen der Kindheit und den Ergebnissen im HSP-Test gibt.
Ergebnisse
Im Ergebnis zeigten sich ausschließlich zwar statistisch signifikante, aber nur sehr geringe Zusammenhänge zwischen Hochsensibilität und einer durch Gewalt geprägten Kindheit (Summe der drei Gewaltmaße). Ebenso zeigten sich nur sehr geringe Zusammenhänge zwischen Hochsensibilität und einer durch positive Faktoren gekennzeichneten Kindheit (Summe der Positiv-Maße). Diese Ergebnisse zeigten sich gleichlautend bei Frauen und bei Männern.
Spezifisch korrelierte bei den Frauen die Ausprägung ihrer Hochsensibilität sehr geringgradig negativ mit einer positiven Kindheit (r=-,13) und positiv mit einer negativen Kindheit (r=,12). Bei Männern zeigte sich ebenfalls eine geringe negative Korrelation mit einer positiven Kindheit (r=-, 17) und eine sehr geringe positive Korrelation mit einer negativen Kindheit (r=,14).
Demnach ist es also tatsächlich so, dass im statistischen Durchschnitt Hochsensible etwas häufiger Gewalt in der Kindheit und etwas seltener eine stabile Kindheit erleben als nicht hochsensible Menschen. Aber dieser Unterschied ist so gering, dass er im Grunde bereits völlig bedeutungslos ist. Die beobachteten Korrelationen bedeuten nämlich inhaltlich, dass lediglich zwischen 1,4% bis 2,9 % der Unterschiede in der Ausprägung von Hochsensibilität durch Unterschiede im Ausmaß an erlittener Gewalt oder erlebtem Glück in der Kindheit möglicherweise erklärt werden können. Diese Werte reduzierten sich zudem weiter, wenn für den Bildungsstand statistisch kontrolliert wurde.
Bewertung
Die hier beobachteten Ergebnisse sprechen überzeugend gegen die Annahme, dass Hochsensibilität durch erlittene traumatische Gewalt in der Kindheit und/oder durch zu wenig Förderung und Stabilität in der Kindheit verursacht werden könnte. Natürlich gibt es hochsensible Menschen, die traumatisiert sind und keine glückliche Kindheit haben. Aber das gleiche gilt für nicht-hochsensible Menschen. Im Hinblick auf ihre Kindheit gibt es zwischen hochsensiblen und nicht hochsensiblen Menschen tatsächlich kaum einen Unterschied.
Der Befund, dass Hochsensibilität offensichtlich nicht durch Traumatisierungen in der Kindheit erklärt werden kann, stützt das Ressourcen-Konzept der Hochsensibilität, welches Hochsensibilität als eine normal-psychologische Eigenschaft betrachtet, welche eben nicht als eine psychische Beeinträchtigung zu betrachten ist.
Erklärungen zur Bedeutung einer Korrelation
Diese Hinweise nur für diejenigen, die es statistisch interessiert.
Eine Korrelation ist ein statistisches Maß, welches angibt, wie eng eine Zusammenhang zwischen zwei und mehr Merkmalen ist. Eine Korrelation von r = 0 bedeutet dabei, dass es gar keinen Zusammenhang gibt. Eine Korrelation von r = +1 bedeutet, dass es einen perfekt positiven Zusammenhang gibt. Je höher also das eine Merkmal ausgeprägt ist, desto höher ist auch das andere Maß ausgeprägt. Eine Korrelation von r = -1 bedeutet umgekehrt, dass es einen perfekt negativen Zusammenhang gibt. Je höher also das eine Merkmal ausgeprägt ist, desto niedriger ist auch das andere Maß ausgeprägt.
In der Wirklichkeit und insbesondere in der Psychologie erreicht eine Korrelation niemals das Ausmaß von exakt 0 oder + 1 oder -1, sondern die Werte liegen irgendwo dazwischen. Mithilfe der sogenannten statistischen Signifikanz lässt sich dabei prüfen, ob ein gefundenen Zusammenhang auch durch Zufall zu erklären ist. Nur wenn dies mit einer Wahrscheinlichkeit von typischerweise 95% oder 99% ausgeschlossen werden kann, wird von einem signifikantem, also echtem Zusammenhang gesprochen.
Außer der statistischen Signifikanz ist außerdem die Höhe des Zusammenhanges wichtig. Korrelationen von mindestens r= 0,5 gelten dabei bereits als substantiell, Korrelationen unter r=0,20 sind gering. Je höher also das eine Merkmal ausgeprägt ist, desto höher ist auch das andere Maß ausgeprägt.
Übrigens bedeutet eine signifikante Korrelation noch keineswegs, dass eine Ursachen-Beziehung vorliegt. Wenn aber eine Ursachen-Beziehung besteht, sollte sich aber eine signifikante Korrelation zeigen. Für Hochsensibilität und Korrelationen sind die Korrelation dabei, wie dargestellt, so gering, dass sie kaum eine Rolle spiele dürften.
Wie entsteht die Hochsensibilit?
Wissenschaftliche Forschungen gibt es dazu noch nicht.
Sie sind bis jetzt der einzigste der sagt, das Hochsenibilität nicht durch Traumas entstehen. Ich kenne Berichte, die zum anderen Ergebnis gekommen sind,