Hochsensibilität und Partnerwahl

Partnerwahl und Beziehungsglück

Hochsensible berichten teilweise von besonders positiven Erfahrungen mit Beziehungen mit ebenfalls hochsensiblen Personen. Aber sind diese Berichte repräsentativ oder betreffen sie Einzelfälle? Ist die Beziehungsqualität tatsächlich besser, wenn beide Partner hochsensibel sind?

Datenauswertung

Ich habe mir nun die Antworten von 269 hochsensiblen Personen (70 Frauen, 30 Männer) angeschaut. Alle diese Personen hatten bereits Beziehungen mit hochsensiblen und mit nicht hochsensiblen Personen gehabt.

Alle Teilnehmenden wurde die folgende Definition von Hochsensibilität vorgegeben:  „Hochsensible Personen kennzeichnen sich durch eine besonders ausgeprägte und detailreiche Wahrnehmung, eine deutliche Tendenz zum intuitiven Denken, ein oft sehr intensives Erleben von Musik oder Kunst, eine erhöhte Begeisterungsfähigkeit und eine besonders komplexe Fantasietätigkeit. Hochsensible weisen aber ebenfalls häufig eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit und eine leichtere Beeinflussbarkeit durch Stimmungen und Verhalten anderer Menschen auf“.

Als hochsensibel bewertet wurden diejenigen, die diese Frage eindeutig bejahten und zusätzlich angaben, sich dessen sehr sicher zu sein. Dies sollte erreichen, dass nur Personen eingeschlossen wurden, die aller Wahrscheinlichkeit nach tatsächlich hochsensibel waren.

Die Teilnehmenden bewerteten die Beziehungsqualität anhand einer Liste von Merkmalen, denen sie zustimmen oder nicht zustimmen konnten.

Ergebnisse einer Datenauswertung

Im unteren Diagramm wird die Zustimmungsrate dargestellt. Verglichen werden im Diagramm Partnerschaften mit hochsensiblen und mit nicht hochsensiblen Personen. Die Zustimmungsrate wird im Diagramm über die gemeinsame Stichprobe aus hochsensiblen Frauen und Männer dargestellt. Grund ist, dass es nur geringfügige prozentuale Unterschiede zwischen den Geschlechtern gab. Allerdings gab es deutlich mehr weibliche hochsensible Teilnehmerinnen, was auch vorherigen Beobachtungen zur Verteilung der Geschlechter entspricht.

Hochsensible Partnerschaften

Die Ergebnisse verweisen auf starke Unterschiede in der Beziehungsqualität zwischen Partnerschaften mit zwei oder nur einer hochsensiblen  Person. Partnerschaften zwischen zwei hochsensiblen Personen wurden dabei sehr viel häufiger als positiv und sehr viel seltener als negativ erlebt.

Spezifisch zeigen die Ergebnisse, dass die hochsensible Personen miteinander als Partner ein besseres inneres Verständnis aufbauen konnten, achtsamer miteinander umgingen und auch ihre Gefühle miteinander tiefgreifender austauschten. Es wurde ein häufigeres „Verstehen ohne Worte“ beschrieben. Sehr viel seltener kam es zu Sprachlosigkeit, aneinander vorbeileben, sowie zu verbaler oder körperlicher Gewalt.

Alle Unterschiede erreichten ausnahmslos die statistische Signifikanz (95% Signifikanzniveau). Es handelt sich hier also offenbar nicht um Zufallsschwankungen.

Resümee

Die vorläufige Auswertung unserer fortlaufenden Umfrage macht deutlich, dass hochsensible Menschen miteinander oftmals tragfähigere Partnerschaften aufbauen können als mit nicht hochsensiblen Personen. Dies macht das Anliegen vieler hochsensibler Menschen, einen ebenfalls hochsensiblen Menschen für eine Partnerschaft zu finden, nachvollziehbar. Hochsensible Menschen können offenbar besser miteinander kommunizieren, positives gemeinsames Erleben steigern und negatives Erleben vermindern.

Die Befunde bedeuten allerdings nicht, dass glückliche Partnerschaften für hochsensible Menschen ausschließlich mit ebenfalls hochsensiblen Partnern möglich wären. Vielmehr wird aus den Ergebnissen ebenfalls erkennbar, dass auch Partnerschaften zwischen hochsensiblen und nicht hochsensiblen Menschen tragfähig sein können, auch wenn dies seltener der Fall ist. Entscheidend dürfte sein, ob der Aufbau einer gemeinsamen Verständnisbasis sowie von Achtsamkeit und Akzeptanz gelingt oder scheitert.

About Author:

Guido F. Gebauer, studierte Psychologie an den Universitäten, Trier, Humboldt Universität zu Berlin und Cambridge (Großbritannien). Promotion an der University of Cambridge zu den Zusammenhängen zwischen unbewusstem Lernen und Intelligenz. Im Anschluss rechtspsychologische Ausbildung, Tätigkeit in der forensischen Psychiatrie und 10-jährige Tätigkeit als Gerichtsgutachter. Gründung der psychologischen Kennenlern-Plattform www.Gleichklang.de 2006. Lebt und arbeitet in Kambodscha. Schreibt für Hochsensible.eu und vegan.eu, bietet COACHING (Telefon, Video-Chat) zu Hochsensibilität und persönlicher Weiterentwicklung an.

5 thoughts on “Hochsensibilität und Partnerwahl

  1. das gefühl ist oft.
    …“ alle anderen finden ihren deckel nur ich nicht..
    egal ob ich aktiv gesucht hab in den letzten 22jahren oder seit 1,5 jahren.
    mich finden lassen will….“ …gut ich bin durch die phasenweise lange singelzeiten gut zu mir gekommen, in mir angekommen…doch vermisse ich eben auch erfüllte&glückliche Sexualitàt&Partnerschaft…wo ist mein deckel?herzlich jennifer

  2. Hallo Jennifer,
    genauso geht es mir auch, nur mit dem Unterschied, das ich mich nicht erst jetzt bei mir angekommen fühle. Die „Leerstelle“ in meinem Leben ist richtig Nervig! Bei Gleichklang bin als huxleyfranky unterwegs. Schreib doch mal, vielleicht bin ich Dein Deckel? gartenfrank1(AD)we.de
    Mich würde es freuen .

  3. Ihr vergesst wohl eine ganz endscheidene Sache bei Menschen wie uns.
    Wir sind im vergleich zu breiten Masse in der Minderheit und bauen unser eigenes Resonanzfeld auf, welches den richtigen Partner anzieht.
    Man strahlt aus wer man ist und zieht dementsprechend auch diese Menschen an ( Naturgesetz der Resonanz) und da es nicht viele passende Menschen für uns gibt, fällt es uns schwer den richtigen Partner zu finden.
    Ich erlebe dies momentan selbst, da ich immer wieder Menschen treffe die mir gut tuen in letzter Zeit, nur halt kein liebes weibliches Wesen das mich ergänzt und mit der ich auch gemeinsam wachsen kann 🙁
    Ich erzwinge nichts, aber ich nutze Plattformen wie diesen um den ganzen ein gewissen Anschub zu geben und hoffe halt bald gefunden zu werden;)

  4. Ja, „dazugehören und wachsen dürfen“ – das suche ich auch, Teilbereiche habe ich inzw. gut abgedeckt, allein der Partner mit Tiefgang und Spaß an Sexualität fehlt – als ob Männer ab 40 tatsächlich keine Lust mehr haben – das will ich gar nicht glauben

    1. Ich kann dich beruhigen, es gibt sie noch …. 🙂
      Durch Zufall bin ich auf diese Seite gestoßen (sehr interessant!) und habe beim Test festgestellt, dass ich teilweise hochsensibel bin. Meinen tiefen Empfindungen und „Antennen für Schwingungen“ jeglicher Art bin ich mir aber schon länger bewusst. Bislang war ich davon ausgegangen, dass meine feinfühlige Art dafür verantwortlich ist, was wohl auch nicht falsch ist. Außerdem bin ich als Zwilling aufgewachsen, was sicher beeinflusst hat. Mich würde interessieren, ob es dazu Erfahrungen gibt.

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